Ben & Martha

beide 19 Jahre | Hansaviertel
Ben und Martha haben zusammen die Interviews geführt und die Fotos aufgenommen. Sie wissen gut, wie es ist, in einem „Denkmal“ zu wohnen, denn sie sind im Hansaviertel aufgewachsen. Mit dem doppelten Blick derer, die den Ort kennen, aber gerade dabei sind, „in die Welt hinaus“ zu gehen, haben sie ihre ganz eigene Meinung zum Thema Zukunft des Hansaviertels …
Martha wohnt seit ihrer Geburt zusammen mit ihren Eltern hier:

„Ich erinnere mich gerne an früher, als ich zusammen mit den Nachbarskindern auf der Wiese vor unserem Haus Fußball oder im Viertel Verstecken gespielt habe. Als Kind hat mir hier nie etwas gefehlt. Aber je älter ich wurde, desto mehr fehlte mir im Hansaviertel eindeutig das Kiezleben. Es gibt kaum Bars, Cafes und Restaurants zum Beispiel, überhaupt Orte, an denen man sich mit Freunden treffen kann.

„Allen ist die Erhaltung ihres Viertels sehr wichtig.“
Was ich hier jedoch sehr zu schätzen weiß, ist der Tiergarten direkt vor der Tür, wo man joggen, spazieren und im Sommer auch mal picknicken kann. Deswegen gehören der Tiergarten und vor allem das Spreeufer in Moabit zu meinen Lieblingsorten. Ganze Sommernächte habe ich hier mit Freunden verbracht. Mein Zimmer ist auch ein Lieblingsort. Ich liebe die großen Fenster, die das Zimmer so hell machen und durch die man im Sommer in die Baumkronen gucken kann. Mir gefällt zwar das Haus, in dem ich wohne, das Luckhardt-Haus. Aber meine Traumwohnung wäre eher ein offener Altbau mit hohen Decken und großen Fenstern. Auch wenn ich mir gut vorstellen kann, später – vielleicht mit meiner eigenen Familie? – in Berlin zu wohnen, würde ich wohl nicht zurück ins Hansaviertel ziehen. Das wäre mir schlichtweg zu langweilig.
Im Moment freue ich mich einfach darauf, für das Studium auszuziehen, auf eigenen Beinen zu stehen und Neues zu entdecken. So ein Tapetenwechsel ist irgendwann einfach mal nötig.

Was mir beim Führen der Interviews aufgefallen ist? Alle Kinder und jungen Erwachsenen – egal, ob sie im Hansaviertel, Corbusierhaus oder in der Karl-Marx-Alle wohnen – sind ziemlich zufrieden mit ihrem Wohnort. Und allen ist die Erhaltung ihres Viertels sehr wichtig. Ich bin froh, mich im Rahmen dieses Projektes mit so vielen interessanten jungen Menschen unterhalten zu können, die ich sonst vermutlich nie kennengelernt hätte.“

Hier gibt es weitere Infos zum Luckhardt-Haus.

„Ich bin Ben und wohne mit meinen Eltern und meinen beiden Brüdern im Schwedenhaus im Hansaviertel. Mein Lieblingsort hier ist das Spreeufer am Schloss Bellevue. Im Sommer kann man sich dort abends super mit Freunden treffen. Im Winter haben wir das zwar auch manchmal gemacht, danach waren wir leider immer mal erkältet. Früher bin ich außerdem öfters mit Freunden oder meinen Brüdern bei der Menzelschule Fußball spielen gegangen, manchmal ergab es sich spontan, dass man Fußball gespielt hat gegen andere Gruppen von Kindern.
„Die Architektur im Hansaviertel ist zeitlos und verdient es, so zu bleiben, wie sie ist. Niemand soll sich aber beim Bau von Fahrradständern beschweren.“
Was mich an meinem Viertel manchmal nervt, ist der U-Bahnhof Hansaplatz. Es ist schmutzig und man erlebt komische Dinge, zum Beispiel haben neulich Fahrkartenkontrolleure Leute über den Bahnhof gejagt.

An meinem Haus mag ich die Fassade total gerne. Besonders die blaue Hinterseite sieht echt schön aus, wenn die Sonne draufscheint. Und wir haben coole Treppenhäuser. Die sind auch praktisch, wenn die Aufzüge nicht funktionieren. Die Namen der Architekten habe ich leider nicht drauf.

Die Architektur im Hansaviertel ist meiner Meinung nach wirklich zeitlos und verdient es, so zu bleiben, wie sie ist. Und ich kann mir auch gut vorstellen, dass es in 50 Jahren hier immer noch sehr ähnlich aussieht. Ich bin auf jeden Fall gespannt. Trotzdem finde ich wichtig, dass Dinge, die das Aussehen des Hansaviertels nicht stark beeinflussen, geändert werden können. Ein Fahrradständer muss trotz des Denkmal- (oder dann auch Weltkulturerbeschutzes) gebaut werden dürfen.

Eine Traumstadt habe ich nicht wirklich. Ich möchte nur, dass sie möglichst klimaneutral funktioniert und schön aussieht. Aber das ist ja auf viele Arten möglich.

Insgesamt hatte ich eine schöne Zeit im Hansaviertel. Ich freue mich darauf, immer wieder zu Besuch zu kommen. Aber schon jetzt ist es ein komisches Gefühl, mein leeres Zimmer im Hansaviertel wiederzusehen. Und Berlin allgemein! Wenn man aus Erfurt ankommt und mit der S-Bahn fährt, wirkt alles auf einmal irgendwie überdimensioniert.

Ich fand es sehr interessant, jetzt nochmal mitzubekommen, wie andere Kinder im Hansaviertel und an den anderen Orten leben und aufwachsen. Und mich hat es überrascht, wie aufgeschlossen alle mitgemacht haben. Das war toll und hat viel Spaß gemacht.“

Hier gibt es weitere Infos zum Schwedenhaus.